Jahresrückblick 2016

Jahresrückblick der Wetterstation des Instituts für Physik der Atmosphäre an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Dieses Jahr zeigte sich in vielen Bereichen von seiner überraschenden und turbulenten Seite – so stimmten die Briten für den Brexit, die Amerikaner für Donald Trump als kommenden US-Präsidenten und die Isländer zeigten ihren "Huh"-Tanz, eigentlich eine Abwandlung des Mainzer Humba Täteräs, bis zum Viertelfinale der Europameisterschaft. Doch was war eigentlich mit dem Wetter in Mainz los? Auch das war teilweise turbulent, wie ein Rückblick auf die einzelnen Monate zeigt.

JANUAR

Das neue Jahr begann trüb – mit milden Temperaturen und ordentlich Regen. Der Winter war also weit entfernt. Jedoch gab es zur Mitte des Monats ein kleines Kälteintermezzo, wobei die Temperaturen auf bis -9.7°C fielen. Das ist nicht nur sehr kalt, sondern auch eisweinkalt. Das nutzten die Winzer in der Umgebung natürlich aus und fuhren bei tiefen Celsius-Graden hohe Öchsle-Grade ein. Doch nach der Kälte kam ein Tiefausläufer, der Regen auf den gefrorenen Boden fallen ließ. So kam es im gesamten Rhein-Main-Gebiet zu Blitzeis und bei vielen Mainzern zu Knochenbrüchen und Blechschäden. Anschließend stiegen die Temperaturen bis zum Monatsende kontinuierlich an, so dass man vor dem Institutsgebäude blühende Mandelbäume bewundern konnte.

 

FEBRUAR

„Ein echter Narr ist ohne Sprüch rhoihessisch, herzlich, määnzerisch" – so lautete das Motto der diesjährigen Fassnachtskampagne. Doch wäre „Vom Winde verweht" deutlich treffender gewesen. Die kurzfristigen Wettervorhersagen konnten das Sturmrisiko für Mainz nicht ausschließen, so dass sich die Organisatoren zurecht entschieden, den Umzug „abzublasen". Unsere Messstation an der Universität zeichnete an diesem Tag zwei Windböen mit einer Geschwindigkeit von 72 km/h auf, knapp unterhalb des Grenzwertes für Sturm. Insgesamt konnte man in Mainz den Durchzug von drei stürmischen Tiefdruckgebieten beobachten: Tief RUZICA und SUSANNA während der Fassnacht, sowie Tief XIN, das am 21. Februar auch einen ordentlichen Temperatursturz von 10°C mit sich brachte.

 

MÄRZ

Nach dem stürmischen Februar konnte man im März endlich den langersehnten und nachhaltigen Frühlingsbeginn genießen. Vor allem die Mitte des Monats zeigte sich mit viel Sonnenschein von der schönsten Seite. Jedoch bedeutet schönes wolkenloses Wetter im März nicht notgedrungen, dass auch die Temperaturen in die Höhe schießen. Die Nacht, zu dieser Zeit ebenso lang wie der Tag, konnte die Temperaturen bis zum Sonnenuntergang noch mehrmals unter die Null-Grad-Grenze drücken.

 

APRIL

Unser April 2016 bestätigte das bekannte Vorurteil und machte, was er wollte. Er konnte sich nicht so recht zwischen Winter und Frühling entscheiden. Am Ende des Monats vollzog der April einen kalten Abgang. So kalt, dass sich sogar die ein oder andere Schneeflocke ins Rhein-Main-Gebiet verirrte. Der Eindruck eines kalten Abgangs wurde noch dadurch verstärkt, dass in der vorhergehenden Woche zum ersten Mal in diesem Jahr die 20°C-Marke geknackt wurde. So gaben sich schöne Frühlingstage und nasskalte Wintertage die Klinke in die Hand.

 

MAI

Nachdem der April recht wechselhaft zu Ende ging, legte der Mai einen wonnigen Start hin. Mit jedem weiteren sonnigen Tag, kletterte auch das Thermometer höher, so dass man fast 25°C erreichte. Am 13. Mai gab es dann einen Dämpfer durch das erste richtige Sommergewitter in Mainz – ein Ereignis, das am Ende des Monats zur alltäglichen Routine werden sollte. Nach diesem ersten Dämpfer konnten wir dann aber weiterhin noch einige schöne Tage erleben, bis am 21. Mai sogar der erste Sommertag (Temperatur über 25°C) des Jahres verbucht werden konnte. Das Monatsende wurde dann, durch die bereits angesprochenen Gewitter geprägt. Das Gefährliche waren hierbei nicht nur die Blitzschläge, sondern auch die langsame Zuggeschwindigkeit der Gewitter selbst, was zu unwetterartigen Niederschlägen führte. So fielen innerhalb von 5 Tagen fast 50 Liter auf den Quadratmeter – ein recht hoher Wert für Mainzer Verhältnisse.

 

JUNI

Auch der Juni füllte die Wasserspeicher im Boden kräftig auf. Da sich kein stabiles Sommerhoch über Europa ausbildete, wurden warme Perioden immer wieder von wechselhaftem Wetter abgelöst. So gab es unter anderem auch die erste kurze Hitzewelle des Jahres mit Temperaturen über 32°C, aber eben auch wieder viele Gewitter. So fielen über den gesamten Monat hinweg fast 110 Liter auf den Quadratmeter. Dabei zeichnete unser Regenmesser bis zum 25. Juni 2016 genauso viel Niederschlag auf wie im gesamten Jahr 2015! Einem extrem trockenen Jahr folgte damit also ein sehr feuchtes Jahr. Für Wolkenästhetiker hatte der Monat jedenfalls viele schöne Cumulus- und Gewitterwolken zu bieten.

 

JULI

Was den Sommer angeht, unterscheiden sich ja die Geschmäcker. Für die einen kann es gar nicht heiß genug sein, die anderen sind froh, wenn die Nächte noch genügend Abkühlung bringen. Letztere kamen dabei in diesem Sommer eher auf ihre Kosten. Was nicht heißen soll, dass der Juli nicht schön war. Er war eben nur über weite Teile nicht heiß. Der Juli schaffte es gerade mal an drei Tagen, die 30°C-Marke zu knacken, der Höhepunkt war der 20. Juli mit 34.6°C. Aber fehlende Hitze machte den Sommer nicht weniger erlebenswert. So erzeugte die langsam untergehende Sonne mit Hilfe der Wolken wirklich schöne Lichtstimmungen. Im Vergleich zum Vormonat war der Juli während der ersten drei Wochen auch relativ trocken. Erst zum Monatsende stieg die gemessene Wassersäule an.

 

AUGUST

Nachdem die ersten zwei Monate des meteorologischen Sommers (Juni und Juli) durchschnittlich mitteleuropäisch verliefen, ein Synonym für eher wechselhafte Verhältnisse, so kam auch der August eher unschön aus den Startlöchern. Beständiger Landregen bei 19°C verhalf nicht zu einer sommerlichen Grundstimmung. Ab dem 13. August konnte man dann wieder sommerliche Temperaturen von bis zu 26°C genießen. Diese schöne Wetterphase wurde durch einen Frontdurchgang beendet, doch diese Front machte den Weg frei für heiße Luft aus dem Süden. So konnte man am 28. August 34.8°C messen - der heißeste Tag des Jahres. Einen solch hohen Wert findet man nicht jedes Jahr am Ende des Sommers. Abgesehen vom verregneten Monatsstart war der August also ein richtig schöner Sommermonat.

 

SEPTEMBER

Dieser September wird meteorologisch wohl in Mainz noch länger in Erinnerung bleiben. Der August war schon eine Entschädigung für viele Mainzer in puncto Sonne und Hitze, da wollte sich der erste meteorologische Herbstmonat September ebenfalls nicht lumpen lassen. Bis auf eine kleine Regen- und Temperaturdelle am 4. September blieb das Wetter bis zur Monatsmitte richtig sommerlich. Am 13. September stieg dabei das Thermometer auf 32.03°C. Mitte September! Das ist schon beeindruckend. Nach dieser Hitzeeinlage begann dann aber ohne lange Umschweife der Herbst. Nicht unbedingt bei den Regenmengen – der Monat war mit 14.7 mm sehr trocken. Der Bodennebel zeigte jedoch an, dass die Tage jetzt wieder rasant kürzer wurden.

 

OKTOBER

Der Oktober startete mit einer kräftigen Dusche. Bei fast schon warmen 17°C fielen 20 Liter pro Quadratmeter, was für unsere Verhältnisse ganz ordentlich ist. Danach blieb es jedoch erst einmal trocken und es zeigten sich einige schöne Sonnenaufgänge. Auch sonst blieb das Wetter relativ ruhig. Ein besonderes Ereignis konnte man am 24. Oktober beim Blick auf die Strahlungsmessungen beobachten: Dicke Regenwolken ließen nur sehr wenige Sonnenstrahlen nach Mainz durch und führten somit zu einem der dunkelsten Oktobertage in Mainz in der jüngeren Geschichte.

 

NOVEMBER

Traditionell ist das Rhein-Main-Gebiet und Mainz im Speziellen im Herbst und Winter oft von Nebel und Hochnebel geplagt. Doch glücklicherweise blieben wir in diesem November davon größtenteils verschont. Die ersten zwei Monatsdrittel waren standesgemäß für einen November recht feucht, jedoch konnte man im letzten Drittel bei trockenem und sonnigen Wetter die schöne Laubfärbung der Bäume genießen. Als Radfahrer merkte man allerdings, dass das Jahresende langsam nahte. Schal und Handschuhe waren bei teilweise frostigen Temperaturen am Morgen überlebenswichtig.

 

DEZEMBER

Im November konnte man sich noch glücklich schätzen, vom Nebel verschont gewesen zu sein. Der Dezember jedoch zeigte nun, was bei tagelangem Boden- und Hochnebel passieren kann. Nebel ist immer dann besonders hartnäckig, wenn es sich um eine Inversionswetterlage handelt, d.h. wenn es in wenigen hundert Meter Höhe wärmer ist als am Boden. Dies wirkt wie ein Deckel, der eine Durchmischung verhindert. Dadurch bleiben die Temperaturen über Tage hinweg fast konstant, bei uns Anfang Dezember bei etwa -3°C. Zusätzlich sammeln sich in dieser abgeschlossenen Schicht Schadstoffe und Feuchtigkeit an und führen im Extremfall, wie bei uns geschehen, zu Industrieschnee. Dieser Industrieschnee bleibt im ersten Drittel des Monats aber fast der einzige Niederschlag, in einem ansonsten relative feuchtem Jahr. Auch im weiteren Verlauf des Monats blieb das Wetter eher grau, ehe am Ende auch wieder ein wenig Industrieschnee zu beobachten war. Mutter Natur hatte aber ein Einsehen und zauberte am letzten Tag des Jahres noch schönen Raureif herbei.

 

JAHRESNIEDERSCHLAG

Obwohl das Jahr über weite Teile für Mainzer Verhältnisse sehr feucht war, endete es doch extrem trocken. So fiel ab Mitte November praktisch kein nennenswerter Niederschlag mehr. Diese Trockenheit konnte auch in weiten Teilen Deutschlands beobachtet werden, so dass der Rhein am Ende des Jahres mit Niedrigwasser zu kämpfen hatte.

Text und Graphiken: Philipp Reutter