Aufgrund der Wetterlage wurde der Rosenmontagszug in Mainz in diesem Jahr abgesagt - ein Novum. Die Vorhersage für Mainz prognostizierte Sturmböen bis zur Stärke 8 und 9. Bei diesen Windstärken bekommt man als Verantwortlicher einer solch großen Veranstaltung im Freien natürlich ein mulmiges Gefühl.
Die Daten unserer Messstation bestätigten die Prognose des Deutschen Wetterdienstes. Gegen 12:30 (11:30 UTC) zeichnete unser Windmesser eine Böe von 20.0 m/s auf - dies entspricht 72 km/h und damit dem oberen Ende der Windstärke 8 der Beaufort-Skala.
Graphik und Text: Philipp Reutter
Nach dem Durchgang von Tief Gudrun am 16. Januar 2016 hat sich auch im sonst eher milden Rhein-Main-Gebiet der Winter durchgesetzt. In der Nacht zum Montag, 18. Januar fiel die Temperatur sogar auf unter -9°C und tagsüber blieb sie bis zum Mittwoch, 20. Januar im Dauerfrostbereich. Am Morgen des 22. Januar konnte eine Vielfalt an Eiskristallen an den meteorologischen Messinstrumenten auf dem Dach der Naturwissenschaftlichen Fakultät beobachtet werden.
Diese Eiskristalle haben sich wahrscheinlich bei einer Temperatur zwischen -5°C und -9°C gebildet, wobei die relative Feuchte über Wasser knapp unterhalb von 100% liegen dürfte. Da der Sättigungsdampfdruck über einer Eisfläche niedriger ist als der Sättigungsdampfdruck über einer Wasserfläche, haben wir in diesem Fall wasseruntersättigte und gleichzeitig eisübersättigte Bedingungen. Das bedeutet, dass sich mehr Wassermoleküle auf kalten Oberflächen anlagern und Eiskristalle bilden als einzelne Wassermoleküle aus dem Kristallgitter austreten und in die Dampfphase übergehen. Es bildet sich Reif. In einem Temperaturbereich oberhalb von -10°C bilden sich hauptsächlich kleine säulenförmige Kristalle, wobei es hin und wieder auch plättchenförmige Kristalle gibt.
Die Größe der Eiskristalle hängt maßgeblich davon ab, wie stark die lokale Eisübersättigung ist und über welchen Zeitraum sie anhält. Die kleinen Kristalle auf den Fotos sind wenige hundert Mikrometer lang, die großen einig Millimeter.
Diese Bilder, wie auch die folgende "Eisblume", werden wahrscheinlich erst einmal der Vergangenheit angehören. Ein Tief namens Iris bringt in der Nacht zum Samstag (23.1.2016) mit seiner Warmfront zunächst Glatteisgefahr und anschließend mildere Meeresluft nach Deutschland.
Text und Bilder: Oliver Schlenczek